Präambel
Die Gemeinden der Region Elsbeere Wienerwald gründeten bereits im Jahr 2022 die Energiegenossenschaft, die langfristig als Träger und Initiator von Energiegemeinschaften aktiv werden soll. Nach erfolgreichen zweijährigen Probebetrieb, in dem die kommunalen Anlagen und Gebäude mit regionalem Ökostrom der Gemeinden versorgt wurden, konnten mit 01.01.2025 die Energiegemeinschaften der Region für alle geöffnet werden. Die Öffnung der Energiegemeinschaften konnte erfolgreich abgewickelt werden – mehr als 1.200 Zählpunkte sind aktiviert und tauschen regionalen Ökostrom aus.
Notwendigkeit der Integration von Speichersystemen
Der Start ist somit erfolgreich absolviert – nun kommt die Kür: Da die Gemeinschaften den produzierten Strom zeitgleich mit der Stromproduktion verwenden müssen, ist nun die Stromnachfrage mit der Stromproduktion zu optimieren. Dies soll mit der Einbindung von Speicheranlagen erzielt werden. Die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Region Elsbeere Wienerwald riefen daher nun die „Speicher-Offensive“ in der Region aus. „Es wird künftig unterschiedliche Formen der Speicherung in unserer Region geben, die wir als Prototypen vorstellen und deren praktikablen Einsatz wir testen werden“, so Bürgermeister Jürgen Rummel. Am 10.06.2025 startete die Region Elsbeere Wienerwald unter der Führung des Austrian Institute of Technology ein Forschungsprojekt namens EGent, das aus Mitteln der FFG gefördert wird – es sollen Kleinspeicheranlagen von Haushalten in die Energiegemeinschaft integriert werden. Damit soll der Sonnenstrom in die Nachtstunden verlagert werden. 68 Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen beim 1. Workshop im Bürgerzentrum in Böheimkirchen teil und zeigten das große Interesse an der Teilnahme mit ihren Speichermedien.
Um das volle Potenzial von Energiegemeinschaften zu heben, forscht das Projekt EGent an der Entwicklung innovativer kooperativer Ansätze, mit dem Ziel, unterschiedliche Speicherkonzepte – wie zentrale Gemeinschaftsspeicher oder stationäre und mobile Schwarmspeicher – in Energiegemeinschaften und in das Gesamtenergiesystem technisch, ökonomisch und benutzer:innenorientiert sinnhaft einzubinden. Neben der klassischen Batterie zu Hause kann künftig im Eigenheim auch das Elektroauto als Speicher dienen! Am 11.06.2025 präsentierten daher die Verantwortlichen der Region die ersten Prototypen bidirektionaler Ladestationen im Schloss Totzenbach. Die Entwicklung dieser Versuchsstationen, sowie deren wissenschaftliche Begleitung konnte über das mehrjährige Forschungsprojekt car2flex finanziert werden, das vom Klimafonds und Mitteln der FFG gefördert wurde. Mit einem aktuell laufenden Projekt werden die Rahmenbedingungen und das Netzwerk für das bidirektionale Laden durchleuchtet – V2G2Network[1] zeigt bereits in einer ersten Befragung von Elektroautobesitzern, dass eine Bereitschaft besteht, die Elektroautos in Stromnetz integrieren zu wollen. Sowohl das Land Niederösterreich als auch die österreichweite Plattform für Energiegemeinschaften verfolgen das europaweit einmalige Vorhaben mit großem Interesse. Die Energie- und Umweltagentur des Landes NÖ ist auch Partner im Projekt EGent. Die Ergebnisse fließen einerseits direkt in die Energieberatung Niederösterreich zu den Themen „Photovoltaik und Speicher“, andererseits in die Informationsarbeit der österreichweiten Plattform für Energiegemeinschaften ein.
Herausforderung PV-Strom über das Jahr zu verteilen
In der Region Elsbeere Wienerwald bestehen keine Eignungszonen für Großwindkraft, speziell das Areal des Biosphärenparks Wienerwald zeigt besondere Ansprüche. Darüber hinaus liegen keine Wasserrechte für die Nutzung der Kleinwasserkraft vor. Somit ist aktuell die Sonne die wesentliche Energiequelle der Region. Mehr als 400 PV-Anlagen unterschiedlicher Größe liefern Strom an mehr als 800 Verbrauchszählpunkte. Jedoch kann nicht der komplette Strom aus den PV-Anlagen innergemeinschaftlich verwertet werden, da zu Sonnenzeiten teils vielfache Produktionsleistungen der PV-Anlagen erzielt werden. Daher gilt es mittels Speicheranlagen in die Nachtstunden zu verteilen.
Mit Blick in die Zukunft
Den Verantwortlichen der Energiegenossenschaft Elsbeere Wienerwald ist bewusst, dass mit Sonnenstrom und Batteriespeichern nicht umfassende Energieversorgung sichergestellt werden kann. Daher werden bereits jetzt Optionsverträge mit Windkraftbetreibern in der nahen Umgebung der Region Elsbeere Wienerwald verhandelt. Größere Mengen an Windstrom könnten über die Organisationsform einer Bürgerenergiegemeinschaft zu den Verbrauchszählpunkten geliefert werden. Die Region ist aber von umfangreichen Biomasseaufkommen geprägt. Es gilt ausführlich zu prüfen, wie Biomasse in Form durchdachter Kreislaufwirtschaft für die Energiegemeinschaften nutzbar gemacht werden kann. Die Region Elsbeere Wienerwald erhielt als Vorreiterregion eine gesonderte Förderung, um das Ländliche Innovationsnetzwerk Elsbeere Wienerwald zu initiieren. Mit diesem Netzwerk soll über die Energieversorgung hinaus der Kohlenstoffkreislauf regional geschlossen werden. Es gilt hier nicht mehr „nur“ die Energieversorgung auf eigene nachhaltige Beine zu stellen, sondern die CO2-Emissionen nicht in die Atmosphäre abzugeben, sondern in CO2-Senken langfristig zu stabilisieren!
Am 11.06.2025 war der Zukunftsforscher Lars Thomson in der Region Elsbeere Wienerwald im Schloss Totzenbach zu Besuch. Dieser hielt einen eindrucksvollen Impulsvortrag zur Zukunft der Energieversorgung im Schloss Totzenbach. Er bot wervolle Einblicke in zukünftige Entwicklungen (insb. Energiegemeinschaften, KI und Kleinspeichern).


Den Vortrag von Lars Thomson können Sie gerne unter folgendem Link ansehen:
Anfragen zum Thema der Energiegemeinschaft Elsbeere Wienerwald: energiegemeinschaft@elsbeere-wienerwald.at
[1] Vehicle to Grid to Network – ein Synonym für die Integration von Elektrofahrzeugen in das Stromnetz
Anbei finden Sie weitere Beiträge:
https://noe.orf.at/stories/3309806/
https://on.orf.at/video/14280790/15901068/energiegipfel-in-krems
https://www.facebook.com/100068589935190/posts/1018765497086439/?rdid=xQCCyytSohE7QMQM